ICL - Linse im Auge
Die ICL und IPCL sind Linsen, die man in das Auge implantieren kann, um eine Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Egal ob Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung, alles kann damit behandelt werden. Weil sie in das Auge implantiert wird und ähnlich wie eine Kontaktlinse Sehfehler beheben kann, wird sie auch als die “Kontaktlinse im Auge” bezeichnet. Wie diese Linsen genau funktionieren, was die Vor- und Nachteile sind und ob es das geeignete Verfahren für Sie ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
ICL Kurz und Knapp
Bei der ICL wird eine zusätzliche Linse vor der natürlichen Linse in das Auge des Patienten eingesetzt. Da es eine zusätzliche Linse im Auge ist, spricht man auch von einer phaken Linse (pIOL), um sie von der natürlichen Linse abzugrenzen, die jeder von uns von Geburt an im Auge hat. Der Eingriff dauert weniger als zehn Minuten, ist sehr sicher und extrem effektiv. Mit diesem Verfahren können nicht nur geringe und mittelgradige Fehlsichtigkeiten behandelt werden, sondern auch hohe Fehlsichtigkeiten, welche mit einem Augenlaser nicht zu behandeln sind. Der Eingriff erfolgt ambulant, ist schmerzfrei und in der Regel sieht die Person schon am nächsten Tag scharf.
Vorteile
Schmerzfrei
Keine Ausfallzeit (sehr gute Sehschärfe bereits am ersten Tag nach der Operation)
Sehr hohe Patientenzufriedenheit
Sehr hohes Sicherheitsprofil
Keine trockenen Augen im Gegensatz zu Laserverfahren
Nachteile
Eingriff in das Auge
Für sehr geringe Fehlsichtigkeiten oder komplexe Sehfehler nicht geeignet
Inhalt
Geeignete Personen
Behandelbare Fehlsichtigkeiten
ICL Methode
ICL, IPCL oder pIOL
ICL vs Augenlasern
Vor, während & nach OP
Ergebnisse, Nebenwirkungen und Erfahrungen
Kosten
Gute Klinik finden
Wer kann mittels ICL behandelt werden?
Der Einsatz der ICL ist sehr sicher und entsprechend kann prinzipiell fast jede Fehlsichtigkeit mit dieser Linse behandelt werden. Allerdings gelten auch hier einige Standardeinschlusskriterien: Die Person sollte über 18 Jahre alt sein, stabile Brillenwerte im vergangenen Jahr haben und nicht an bestimmten Augenkrankheiten leiden. Da es eine zusätzliche Linse ist, welches in das Auge implantiert wird, muss bei der Voruntersuchung sichergestellt werden, dass ausreichend Platz im Auge vorhanden ist. Bei Augen mit einer Kurzsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung ist dies meistens der Fall. Bei weitsichtigen Patienten kann unter Umständen nicht ausreichend Platz im Auge sein und daher die Linse nicht implantiert werden.
Welche Fehlsichtigkeiten kann man mittels der ICL behandeln?
Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit & Astigmatismus
Es kann tatsächlich die Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit als auch der Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) mit der ICL korrigiert werden. Im Gegensatz zu den Laserverfahren können auch sehr hohe Fehlsichtigkeiten mit dieser Linse gänzlich behoben werden. Gerade bei hohen Fehlsichtigkeiten müsste bei einem Lasereingriff sehr viele Hornhautgewebe abgetragen werden, und da dies zu schweren Komplikationen führen kann, darf der Laser bei hohen Fehlsichtigkeiten nicht eingesetzt werden. Mit der ICL ist die Behandlung kein Problem und aktuell das Verfahren der Wahl bei hohen Fehlsichtigkeiten. Aber auch gering- und mittelgradige Fehlsichtigkeiten können mit diesem Verfahren behandelt werden. Sogar eine Altersweitsichtigkeit kann mit aktuellen Modellen behandelt werden.
Empfehlung Professor Shajari
Die ICL ist zweifelsohne die beste Option bei der Behandlung von hohen Fehlsichtigkeiten und laut aktueller Studienlage auch bei mittelgradigen Kurzsichtigkeiten ab -6 Dioptrien das Verfahren der Wahl. Auch bei einer Weitsichtigkeit ist es die beste Option, wenn denn ausreichend Platz im Auge ist, was jedoch leider selten der Fall ist bei einer Weitsichtigkeit. Bei geringeren Fehlsichtigkeiten steht es in Konkurrenz mit LASIK und SMILE und es muss auf individueller Basis entschieden werden, ob der Einsatz des Lasers oder eine ICL Implantation mehr Sinn macht. Bei sehr geringen Fehlsichtigkeiten oder komplexen Sehfehlern bevorzuge ich die Behandlung mittels PRK oder LASIK. Die Behandlung der Altersweitsichtigkeit ist wesentlich komplexer und muss individuell entschieden werden. Prinzipiell muss ich aber sagen, dass spezielle ICL, die die Altersweitsichtigkeit gleich mitkorrigieren (sogenannte multifokale ICL) noch nicht gänzlich ausgereift sind und entsprechend würde ich deren Implantation aktuell außer in Ausnahmesituationen nicht empfehlen.
Wie funktioniert die ICL Methode?
Beim Einsatz der ICL werden zwei Schnitte in die Hornhaut gesetzt. Dadurch hat der Chirurg einen Zugang zum vorderen Bereich des Auges. Nachdem die Pupille erweitert wurde wird ein Gel in das Auge gegeben, welches die Strukturen im Auge schützt. Anschließend wird die künstliche Linse zwischen der Regenbogenhaut und natürlichen Linse implantiert. Im letzten Schritt wird die Gelartige Subtanz abgesaugt und die Schnitte mittels Wasserdruck verschlossen. Eine Naht ist nicht notwendig.
Die künstliche Linse gibt es sowohl als Zerstreuungslinsen zur Behandlung der Kurzsichtigkeit als auch als Sammellinse zur Behandlung der Weitsichtigkeit. Durch einen zusätzlichen Schliff in der Linse können auch Hornhautverkrümmungen korrigiert werden.
ICL, IPCL oder doch lieber pIOL?
Die Frage ist natürlich falsch fomuliert. Implantiert man in das Auge zusätzlich zur natürlich vorhandenen Linse eine weitere Linse so spricht man von einer phaken Linse bzw. abgekürzt pIOL (phake IntraOkularLinse). Sowohl die ICL als auch die IPCL sind beides pIOL. Der Unterschied zwischen beiden Linsen besteht beim Hersteller. Die ICL wird von der Firma Staar produziert und die IPCL von der Firma Polytech Domilens. Beide Linsensysteme zeigten in diversen Studien hervorragende Qualitätseigenschaften und können als ebenbürtig eingestuft werden. Da die ICL aktuell weltweit die am häufigsten eingesetzte pIOL ist und entsprechend sehr geläufig ist, wird häufig verallgemeinert und einfach von der ICL gesprochen auch wenn man korrekterweise firmenneutral von einer pIOL sprechen sollte.
Lieber ICL oder Augen lasern?
Bei einer hohen Fehlsichtigkeit und sehr niedrigen Fehlsichtigkeit ist die Situation klar. Hohe Fehlsichtigkeiten sollten mit einer ICL behandelt werden und sehr niedrige Fehlsichtigkeiten am ehesten mittels LASIK oder PRK. Wie geht man jedoch bei geringen bis mittelgradigen Fehlsichtigkeiten von 1 bis 6 Dioptrien am besten vor? In diesem Bereich ist es tatsächlich schwer eine klare Meinung abzugeben und es muss mit dem Patienten individuell entschieden werden, ob eine PRK, LASIK, SMILE oder ICL die beste Option darstellt.
ICL Vorteile gegenüber Augenlaser
Kein Risiko für trockene Augen
Hohe Fehlsichtigkeiten können behandelt werden
Reversibles Verfahren
ICL Nachteile gegenüber Augenlaser
Eingriff in das Auge (daher darf nur ein Auge pro Patient an einem Tag operiert werden)
Chirurgisch anspruchsvoller als bei Laserverfahren
Sehr geringe und komplexe Sehfehler können nicht behandelt werden
Empfehlung Professor Shajari
Auch wenn die Laser bis zu einer Kurzsichtigkeit von -10 Dioptrien eingesetzt werden, empfehle ich ab -6 Dioptrien den Einsatz von ICL, da sie in Studien besser abgeschnitten hat. Bei geringen und mittelgradigen Kurzsichtigkeiten muss auf individueller Basis entschieden werden. Bei einer Weitsichtigkeit würde ich soweit möglich eine ICL bevorzugen, da der Laserabtrag hierbei relativ kompliziert ist und eher mit Sehbeschwerden einhergeht.
Was passiert vor, während und nach der ICL Operation?
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Zunächst wird geprüft ob prinzipiell eine ICL Implantation sinnvoll ist. Diese erste Einschätzung hängt vor allem vom Alter des Patienten (18-60 Jahre) und der Fehlsichtigkeit ab. Anschließend erfolgt eine klinische Untersuchung und eine ausführliche Geräteuntersuchung, damit die passende Linse berechnet werden kann. Abschließend erfolgt die Aufklärung des Patienten durch den Arzt.
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Das Auge wird mit Tropfen betäubt und desinfiziert. Unter dem Mikroskop wird die Linse über einen etwa 2mm großen Schnitt in das Auge implantiert. Abschließend wird der Schnitt mit Wasserdruck verschlossen.
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Kurz nach der OP wird der Augendruck überprüft. Ist dieser in Ordnung erscheint der Patient am nächsten Tag zur Tageskontrolle. In der Regel sieht man hier schon sehr gut. Das zweite Auge wird in der Regel direkt im Anschluss operiert. Eine Wochen und Monatskontrolle ist falls gewünscht möglich und sinnvoll. Eine jährliche Kontrolle sollte nach der Implantation einer Linse in das Auge erfolgen.
Wie effektiv ist die ICL?
Die Effektivität wird beurteilt indem, das präoperative bestkorrigierte Sehvermögen (also das Sehvermögen mit zusätzlicher Sehhilfe wie Brille/Kontaktlinse) dem postoperativen unkorrigiertem Sehvermögen ins Verhältnis gesetzt wird. Laut einer Studie liegt der Index bei über 1 bei der Behandlung einer Kurzsichtigkeit mittels der ICL. Das heißt, dass im Schnitt die Patienten nach der Operation ohne Brille mindestens genauso gut sehen wie vor der Operation mit Brille und bestätigt die hervorragende Effektivität des Verfahrens.
Die Behandlung eines sogenannten hyperopen Astigmatismus (Weitsichtigkeit + Hornhautverkrümmung) gehört zu den komplexesten Ausgangssituationen für einen refraktiven Eingriff. Mit einem Lasereingriff an der Hornhaut, wie z.B. der LASIK, sind die Ergebnisse zur Behandlung dieses kombinierten Sehfehlers relativ schlecht. Mit der ICL können aber selbst diese komplexen Sehfehler sehr gut behandelt werden und wie in einer Studie gezeigt wurde lag auch hier der Effektivitätsindex bei über 1.
Was sind die Langzeitergebnisse nach ICL?
Die ICL wird bereits seit über zehn Jahren eingesetzt. Aufgrund der sehr guten und stabilen Ergebnisse wurde der Einsatzbereich der Linse immer weiter ausgedehnt. Es gehört aktuell zu den sichersten und effektivsten Methoden bei der Korrektur von Fehlsichtigkeiten.
Choi und Kollegen veröffentlichten ihre Daten zur Behandlung einer Kurzsichtigkeit und fanden heraus, dass selbst nach zehn Jahren die Brillenwerte sich kaum von denen nach dem ersten Jahr nach der Operation unterschieden. Die behandelten Patienten waren vor dem Eingriff stark kurzsichtig – im Schnitt über 12 Dioptrien. 10 Jahre nach der Behandlung lag ihre Kurzsichtigkeit im Schnitt bei -0,65 Dioptrien. Ähnlich gute Ergebnisse wurden auch zehn Jahr nach Behandlung der Weitsichtigkeit von Pesando und Kollegen bestätigt.
Welche Nebenwirkungen sind bei ICL möglich?
Um die Sicherheit nach dem Einsatz einer ICL zu beurteilen wird das bestkorrigierte Sehvermögen (also Sehvermögen mit Brille) vor der Operation mit dem bestkorrigierten Sehvermögen nach der Operation ins Verhältnis gesetzt. Ein Wert über 1 bedeutet, dass die Patienten im Schnitt nach der Operation mindestens genauso gut gesehen haben mit Sehhilfe wie vor der Operation. In einer Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass der Sicherheitsindex sogar im Schnitt bei 1,15 lag. Dies liegt daran, dass eine Brille für die Behandlung einer hohen Fehlsichtigkeit eine schlechtere optische Qualität hat als eine implantierte Linse – entsprechend ist der Sicherheitsindex nach Einsatz der pIOL sehr hoch.
Auch wenn also insgesamt Nebenwirkungen bei der ICL sehr selten auftreten (Wahrscheinlichkeit meist unter 1%) so kann es dennoch dazu kommen. Dadurch, dass bei der ICL eine Linse in das Auge implantiert wird unterscheiden sich die möglichen Nebenwirkungen stark von denen beim Augenlasern.
Mögliche Komplikationen nach ICL:
Augendruckanstieg
Verlust von Hornhautzellen
Vorzeitiger grauer Star
Entzündung
Mögliche Kompikationen beim Augenlasern:
Trockene Augen
Hornhautinstabilität
Hornhautvernarbung
Entzündung
Welche Erfahrungen machen Patienten mit ICL?
Die Patientenzufriedenheit nach der Implantation einer ICL ist sehr hoch. Vor allem bei mittelgradigen und hohen Fehlsichtigkeiten ist laut aktueller Studienlage die Zufriedenheit beim Einsatz der ICL höher als beim Lasern der Augen.
Wie viel kostet eine ICL Behandlung und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Bei der ICL Behandlung müssen die Linsen erworben werden. Zusätzlich erfolgt ein Eingriff im Auge und daher kostet diese Methode tendenziell mehr als das Augenlasern. Die Preise schwanken meistens zwischen 2.000 und 4.000 € pro Auge.
Einige private Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Behandlung. Vor allem bei einer hohen Fehlsichtigkeit lohnt es sich mit der Krankenkasse eine Rücksprache zu halten, da dadurch in der Regel Kosten für teure Brillengläser eingespart werden können. Dies muss aber individuell bei der Krankenkasse erfragt werden. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.
Die Kosten für die Operation können unter Umständen als außergewöhnliche Belastung nach §33 EStG steuerlich geltent gemacht werden und entsprechend macht es Sinn hier sich steuerlichen Beirat einzuholen.
Wie finde ich den besten Arzt für eine ICL Behandlung?
Bei der Wahl eines Operateurs zur Implantation der ICL sollten folgende Punkte beachtet werden:
Erfahrener Operateur: Die Implantation der ICL ist relativ einfach, aber dennoch anspruchsvoller als eine Laseroperation. Die Linse muss in das Auge implantiert werden und entsprechend können umliegende Strukturen im Auge nachhaltig beschädigt werden. Es empfiehlt sich entsprechend die Operation bei jemanden durchzuführen, der sehr viel Erfahrung mit Eingriffen im Auge hat. Idealerweise jemand der seinen Schwerpunkt in der Linsen- und Kataraktchirurgie hat.
Herausragende Expertise bei OP Planung: Die Planung der ICL ist sehr wichtig und viele Faktoren spielen eine Rolle. Entsprechend ist hier große Erfahrung bei der OP Planung gefragt. Hat der Operateur zum Beispiel selbst ein Buch zu diesem Bereich publiziert oder sitzt er im Vorstand von Fachgesellschaften für die Refraktive Chirurgie können einen Hinweis darauf geben, dass eine hohe Expertise vorliegt.
Aufklärung durch Operateur: Die Optionen bei der refraktiven Chirurgie sind sehr zahlreich. Es ist daher entscheidend, dass der Operateur das aufklärende Gespräch persönlich mit Ihnen führt, um wirklich die für Sie individuell beste Methode mit dem besten Nutzen-Risiko-Verhältnis auszuwählen. Denn in der refraktiven Chirurgie gibt es nicht das eine Verfahren, dass allen anderen überlegen ist, sondern für jeden Patienten eine Methode, welche am besten geeignet ist.
10 Punkte, um den besten Operateur für Ihre Laserbehandlung zu finden.
Fazit und Empfehlung Professor Shajari
Die ICL ist die bevorzugte Methode bei hohen Fehlsichtigkeiten jeglicher Art. Bei geringen und mittelgradigen Fehlsichtigkeiten steht es in Konkurrenz zu den Laserverfahren. Die Erfolgsrate und Zufriedenheitswerte sind in diesem Bereich sehr ähnlich wie beim Augenlasern und es lässt sich nicht pauschal sagen, welches Verfahren besser ist. Da die Verfahren sich grundsätzlich voneinander unterscheiden muss individuell entschieden werden, welche möglichen Komplikationen der Patient eher in Kauf nehmen möchte. Bei sehr geringen Fehlsichtigkeiten ist das Augenlasern der ICL Implantation überlegen.
Als Besonderheit muss erwähnt werden, dass es das einzige Verfahren zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten ist, welches reversibel ist. Das heißt, sollte der Patient mit dem Seheindruck nicht zufrieden sein oder sich gewisse Komplikationen einstellen, so kann die Linse in der Regel ohne bleibende Schäden relativ einfach explantiert werden.