ICL - schlechte Erfahrungen mit der Linse im Auge

Bei der ICL wird eine Linse in das Auge implantiert, um eine Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Auch wenn sie zu den sichersten Methoden mit einer der höchsten Zufriedenheitsraten in der Augenheilkunde gehört, gibt es hin und wieder Patienten, die eine schlechte Erfahrung damit machen. In diesem Artikel werden, die wichtigsten Komplikationen und mögliche Ursachen für eine Unzufriedenheit besprochen.

Schlechte Erfahrung ICL Kurz und Knapp

  • Das Risiko einer schlechten Erfahrung beim Einsatz einer ICL zu machen ist extrem gering (in der Regel unter 1%)

  • Das Komplikationsrisiko ist im Allgemeinen sehr niedrig

  • Eine mangelnde Aufklärung kann zu einer schlechten Erfahrung führen und muss daher in jedem Falle vermieden werden.

Inhalt

  • Zufriedenheitsrate

  • Komplikationen

  • Über/Unterkorrektur

  • Mangelnde Aufklärung

Komplikationen mit der ICL

Endothelzellverlust

Die innerste Schicht der Hornhaut besteht aus Zellen, die Flüssigkeit, welche in die Hornhaut eingedrungen ist, wieder aus der Hornhaut rauspumpen. Dadurch werden die klaren Eigenschaften der Hornhaut erhalten. Die Funktion dieser innersten Hornhautschicht ist daher essenziell für eine gute Sicht. Bei einer Reduktion dieser Zellschicht unterhalb eines kritischen Wertes kann die Pumpfunktion nicht mehr ausreichend gewährleistet werden und die Hornhaut trübt ein. Während wir in der Jugend noch mehrere Tausend Zellen pro mm2 haben, geht diese Zelldichte pro Jahr um etwa 0,6% zurück. Die Frage, die sich bei Implantation einer ICL stellt, ist ob es zu einem zusätzlichen Verlust dieser Zellen kommt. In einer Studie kam heraus, dass im ersten Jahr nach der Operation die Zellzahl, bedingt durch die Operation, um 6,46% abgenommen hat. Sie haben die Augen anschließend für einen Zeitraum von insgesamt 12 Jahren kontrolliert und fanden heraus, dass im Schnitt die Zellzahl um 1,2% pro Jahr abnimmt. Dies ist zwar höher als der natürliche Verlust, aber in der Regel nicht weiter tragisch. Nichtsdestotrotz muss nach der Implantation einer künstlichen Linse ein Mal pro Jahr die Zellzahl überprüft werden.

Druckanstieg

Nach Einsatz einer ICL kann es zum Druckanstieg kommen. Dieser kann langsam schleichend sein durch Lösen von Pigment der Iris-Rückfläche und anschließender Verstopfung der Abflusswege (sogenanntes Pigmentdispersionsglaukom) oder durch die Augentropfen, welche nach der Operation verwendet werden (Steroidresponse). Es kann aber auch plötzlich entstehen durch Verlegung der Abflusswege durch die zusätzliche Linse. Die Drücke können sehr hoch sein und bedürfen einer unmittelbaren Senkung durch den Augenarzt. Um das Risiko für diese Komplikation zu reduzieren wird in die Regenbogenhaut zwei kleine Löcher gesetzt, um eine kontinuierliche Flüssigkeitszirkulation zu gewährleisten. Des Weiteren haben die neueren Modelle der ICL zur Behandlung der Kurzsichtigkeit ein zentrales Loch, was ebenfalls die Flüssigkeitszirkulation verbessert. Die Ränder dieses zentralen Loches können unter Umständen von dem Patienten wahrgenommen werden und entsprechend muss vorher hierzu eine Aufklärung erfolgen. In der Regel gewöhnen sich aber die Patienten an die Optik innerhalb von wenigen Monaten und sind dann beschwerdefrei.

Hyper/Hypovault

Die ICL wird zwischen Regebogenhaut und natürlicher Linse eingesetzt und sollte zu beiden einen ausreichenden Abstand besitzen. Drückt sie gegen die Regenbogenhaut (also großer Abstand zur natürlichen Linse = hypervault), ist die Linse im Durchmesser tendenziell zu groß und kann Entzündungsreaktion sowie eine Augendruckproblematik verursachen. Ist die ICL zu nah an der natürlichen Linse kann es zur vorzeitigen Eintrübung der Linse mit der Bildung des grauen Stars kommen (Hypovault, Linse tendenziell im Durchmesser zu klein).

Grauer Star

Die ICL wird direkt vor der natürlichen Linse implantiert. Zwischen beiden Linsen ist weniger als 1mm Abstand. Entsprechend kann es z.B. durch Kontakt der beiden Linsen zur Eintrübung der natürlichen Linse kommen. Unter Umständen ist die Trübung der natürlichen Linse sogar so stark (Grauer Star), dass in einer Operation die natürliche Linse durch eine klare, künstliche Linse ausgetauscht werden muss. In einer 5-Jahres Studie fanden Brar und Kollegen heraus, dass es bei 957 untersuchten Augen bei 0,4% zu einer so starken Linsentrübung kam, dass ein Linsenaustausch notwendig wurde. Sanders und Kollegen schauten sich Risikofaktoren für die Kataraktbildung beim Einsatz der ICL an und fanden heraus, dass außer dem geringen Abstand eine hohe Kurzsichtigkeit (ab -12 Dioptrien) zur frühzeitigen Linseneintrübung führen kann. Das ICL Design wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt. Im Zentrum der Linse befindet sich mittlerweile ein kleines Loch (sogenanntes Aquaport), was unter anderem dazu beitragen soll, dass sich das Risiko für eine Linsentrübung reduziert. Langzeitstudien (über 10 Jahren) mit der ICL mit Aquaport existieren noch nicht. Die längste Studie ist von Yang und Kollegen und ging über vier Jahre. Bei 62 untersuchten Auge entwickelte sich bei keinem Patienten eine behandlungsbedürftige Linsentrübung – es wurde jedoch im Schnitt eine geringe Eintrübung der Linsenvorderfläche im Vergleich zum präoperativen Status festgestellt.

Netzhautablösung

Bei einer Netzhautablösung kommt es zu einer deutlichen Sehverschlechterung und entsprechend gehört es zu den schwerwiegenden Komplikationen. Generell ist das Risiko für stark kurzsichtige Personen erhöht. Perkins und Kollegen gaben ein Risiko von 0,68%/Jahr bei Personen mit einer Kurzsichtigkeit über -10Dioptrien an. Aktuell ist davon auszugehen, dass diese Rate durch Implantation einer pIOL nicht erhöht wird. 

Halos

Halos sind Lichtringe, welche man um eine Lichtquelle herum sieht. Dieses Phänomen kann bei allen Augenoperationen zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit auftreten. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nach einem ICL Einsatz auftritt extrem gering und kleiner als bei den anderen Operationen zur Fehlsichtigkeitskorrektur.

Endophthalmitis

Eine Endophthalmitis ist eine schwere Augenentzündung, die bis zur Erblindung führen kann. In der Weltliteratur ist bisher keine Endophthalmitis nach Einsatz der ICL beschrieben worden.

Risiko für Komplikationen reduzieren

Ähnlich wie vor einem Lasereingriff der Hornhaut muss auch beim Einsatz einer ICL eine gründliche Voruntersuchung erfolgen. Hierbei ist aber nicht mehr vor allem die Hornhautdicke entscheidend, sondern die sogenannte Vorderkammertiefe: also der Abstand zwischen Hornhautrückfläche zur Linsenvorderfläche im Auge. Je kleiner das Auge ist, um so kleiner ist in der Regel auch die Vorderkammertiefe und um so eher kann es zu Komplikationen durch den Einsatz der ICL kommen. Zur Behandlung von Kurzsichtigkeiten muss die Vorderkammertiefe mindestens 2,8mm betragen, bei Weitsichtigkeiten sogar 3mm. Da vor allem Patienten mit einer Weitsichtigkeit häufig auch ein kürzeres Auge haben, ist bei diesen Patienten häufig die Implantation der ICL leider nicht möglich. Berücksichtigt man aber die Mindestgröße der Vorderkammer sind Komplikationen wie ein Druckanstieg oder Hornhautzellverlust unwahrscheinlicher.

 

Eigentlich sehr hohe Zufriedenheitsrate…

Nach dem Einsatz der pIOL sind in der Regel die Patienten sehr zufrieden. In einer Studie in der renommiertesten Fachzeitschrift “Ophthalmology” wurde bei stark kurzsichtigen die Lebensqualität gemessen. Es wurden zwei Gruppen miteinander verglichen. In der ersten Gruppe erhielten die Personen eine ICL in der zweite Gruppe wurden weiter Kontaktlinsen benutzt. Die Lebensqualität war in der Gruppe mit der ICL signifikant höher. Des Weiteren gaben 95% der Patienten an zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Der Rest der Personen war neutral. Es gab keine unzufriedenen Patienten.

Dies macht deutlich wie selten Patienten schlechte Erfahrungen mit der Linse machen. Wenn es aber zu einer schlechten Erfahrung kommt, dann ist häufig aufgrund einer mangelnden Aufgrund seitens des Arztes oder einer Komplikation.

Über- oder Unterkorrektur

Einer der am einfachsten nachvollziehbaren Gründe für ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis ist eine Über- oder Unterkorrektur. Das heißt der Patient hat einen Restfehler.

Um die Vorhersagbarkeit des refraktiven Ergebnisses zu beurteilen wird nach der Operation überprüft wie viele Patienten 0,5 Dioptrien bzw. 1 Dioptrien innerhalb der beabsichtigten Korrektur lagen. Trotz der sehr hohen Fehlsichtigkeit, welche mit einer pIOL in der Regel behandelt werden, lagen im Schnitt 91% der Patienten innerhalb 0,5 Dioptrien vom Zielwert und 99% der Patienten 1 Dioptrien vom Zielwert. Es ist daher davon auszugehen, dass nach der Operation fast kein Patient eine zusätzliche Sehhilfe mehr benötigt. Entsprechend kann es zwar zu einer Über- oder Unterkorrektur nach Einsatz einer ICL kommen aber das Risiko dafür ist sehr gering.

Mangelnde Aufklärung

Noch immer ist leider einer der häufigsten Gründe für eine schlechte Erfahrung beim Augenchirurgen eine gänzlich vermeidbare: die mangelnde Aufklärung. Eine unrealistische Erwartungshaltung oder mangelnde Kenntnisse über den postoperativen Heilungsverlauf sowie mögliche Komplikationen können sehr schnell zu einer schlechten Erfahrung führen. Es ist daher essenziell wichtig, dass alle Fragen des Patienten vor der Operation geklärt werden und mögliche Risiken ausgiebig besprochen werden.

Fazit und Empfehlung Professor Shajari

Natürlich kann man prinzipiell bei jedem Eingriff auch eine schlechte Erfahrung machen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings beim Einsatz der ICL extrem gering. In der Regel ist das Ergebnis sehr gut und die Patienten hochzufrieden. Um die Chancen für ein sehr gutes Ergebnis zu steigern ist es wichtig, dass eine ausführliche Aufklärung des Patienten erfolgt. Dies steigert die Chancen einen glücklichen Patienten zu haben enorm.

Komplikationen können auch letztlich bei jeder Operation entstehen. Insgesamt ist es ein größer Eingriff als jedes Laserverfahren und eine gewisse operative Expertise ist notwendig. Die Chancen für Komplikationen können entsprechend weiter reduziert werden, wenn man sich bei jemanden operieren lässt, der ein Experte auf dem Gebiet ist und eine niedrige Komplikationsrate vorweisen. kann.