Kurzsichtigkeit
Die Kurzsichtigkeit ist einer der häufigsten Fehlsichtigkeiten beim Menschen. Hierbei sieht die Person Objekte in der Nähe besser als Objekte in der Ferne. Bei der Kurzsichtigkeit wird das Licht so gebrochen, dass der Brennpunkt vor der Netzhaut zu liegen kommt und entsprechend Objekte in der Ferne verschwommen erscheinen. Die Kurzsichtigkeit beginnt typischerweise bereits im Kindesalter und kann sich im Laufe des Lebens verschlechtern.
Kurzsichtigkeit Kurz und Knapp
Bei der Kurzsichtigkeit sieht man Objekte in der Nähe besser.
Ursache ist meistens ein verhältnismäßig zu langes Auge
Zur Korrektur braucht man Minus-Gläser (Zersträuungslinse)
Die operative Korrektur ist unkompliziert.
Inhalt
Kurzsichtigkeit vs Weitsichtigkeit
Ursachen
Häufigkeit
Einteilung
Risikofaktoren
Minus Gläser
Symptome
Diagnose
Übungen
Operative Behandlung
Prävention
Komplikationen Weitsichtigkeit
Kurzsichtigkeit vs Weitsichtigkeit
Bei der Kurzsichtigkeit sieht die Person vermehrt Objekte in der Nähe besser als Objekte in der Ferne. Um in der Ferne besser sehen zu können benötigt die Person eine Sehhilfe in Form einer Zerstreuungslinse. Die Stärke dieser Linse wird in Dioptrien angegeben und ein Minus vor die Zahl gesetzt. Bei einer Weitsichtigkeit sieht die Person Objekte in der Nähe schlechter als in der Ferne. Hier benötigt die Person eine Sammellinse um in der Nähe besser sehen zu können. Die stärke der Sammellinse wird ebenfalls in Dioptrien gemessen, hier wird jedoch ein Plus vor die Zahl gesetzt. Somit kann man übrigens anhand eines Brillenrezeptes schon sehen ob eine Person kurzsichtig oder weitsichtig ist. Hierfür schaut man sich die erste Zahl auf dem Brillenrezept an: ist diese mit einem Plus versehen ist die Person weitsichtig ist diese mit einem Minus versehen ist die Person kurzsichtig.
Ursachen
Licht, welches auf das Auge fällt, wird vor allem an der Hornhaut und an der Linse gebrochen. Der Brennpunkt, der dabei entsteht, liegt idealerweise direkt auf der Netzhaut, so dass der Patient ein scharfes Bild sieht. Wird aber das Licht im Verhältnis zur Länge des Auges zu stark gebrochen, sprich liegt der Brennpunkt durch eine zu hohe Brechkraft der Hornhaut oder Linse vor der Netzhaut, so kommt es zur Kurzsichtigkeit.
Bei kurzsichtigen Personen ist die Brechkraft des Auges kaum abweichend von der bei der normalsichtigen Bevölkerung. Meistens ist die Ursache der Kurzsichtigkeit daher eine zu hohe Augenlänge.
Wird das Licht übrigens im Verhältnis zur Achsenlänge zu schwach gebrochen, so befindet sich der Brennpunkt hinter der Netzhaut und die Person ist weitsichtig, d.h. sie sieht Objekte in der Nähe verschwommen. Neben Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit gehört noch der sogenannte Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) zu den häufigsten Refraktivfehlern. Hierbei wird am häufigsten in der senkrechten Hornhautebene das Licht stärker gebrochen als in der waagerechten Ebene.
Häufigkeit
Aktuell leidet etwa ein Drittel der Weltbevölkerung an einer Kurzsichtigkeit. Das vermehrte Fokussieren auf Objekte in der Nähe und weniger Aufenthalt im Freien, vor allem in Kindheit und Jugend, führen zur vermehrten Kurzsichtigkeit. Es wird davon ausgegangen, dass bis 2050 daher die Prävalenz der Kurzsichtigkeit weltweit auf 50% ansteigen wird.
Einteilung
Die wichtigste Unterscheidung bei der Kurzsichtigkeit ist die Differenzierung zwischen einer geringen bis moderaten Kurzsichtigkeit zur hohen Kurzsichtigkeit. Der Grund hierfür ist, dass eine hohe Kurzsichtigkeit vermehrt zu Augenerkrankungen führen kann. Es kommt zum Beispiel bei einer hohen Kurzsichtigkeit vermehrt zu einer Netzhautablösung als auch zur Bildung von krankhaften Gefäßen im Bereich der Netzhaut (myope CNV). Von einer hohen Kurzsichtigkeit spricht man ab einem Wert von -6 Dioptrien. Deshalb ist es empfohlen, dass Patienten mit einer hohen Kurzsichtigkeit in regelmäßigen Abständen, je nach Schweregrad circa alle 6-12 Monate, einen Augenarzt besuchen. Aber auch das Alter der Person spielt eine Rolle - die Intervalle sollten verkürzt werden, je älter die Person ist.
Risikofaktoren
Kurzsichtigkeit hat eine genetische Komponente. Ist ein Elternteil von einer Kurzsichtigkeit betroffen, so steigt das Risiko der Nachkommen auch an einer Kurzsichtigkeit zu leiden. Sind beide Elternteile betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit an einer Kurzsichtigkeit zu leiden noch höher.
Außer der genetischen Komponente gibt es mehrere Studien, die darauf hinweisen, dass wenig Zeit im Freien eine Kurzsichtigkeit begünstigen kann. Besonders in der Kindheit sollte man möglichst viel Zeit im Freien verbringen, um einer Kurzsichtigkeit vorzubeugen.
Eine weitere Ursache für die Zunahme einer Kurzsichtigkeit ist das vermehrte Betrachten von Objekten in der Nähe vor allem im Kindheitsalter.
Hat man bei einer Kurzsichtigkeit Plus oder Minus Gläser?
Bei einer Kurzsichtigkeit ist die Brechkraft verhältnismäßig zu hoch. Das heißt, man die Brechkraft reduzieren, welches entsprechend mit einem Minus vor der Dioptrien Zahl im Brillenrezept abgekürzt wird, also z.B. -3 Dioptrien.
Was sind die Symptome einer Kurzsichtigkeit?
Häufig wird die Kurzsichtigkeit bereits in der Kindheit diagnostiziert, meistens spätestens während der Schulzeit. Das häufigste Symptom bei einer Kurzsichtigkeit ist das Verschwommensehen von Objekten in der Ferne. Zu den weiteren häufigen Symptomen, die eine kurzsichtige Person hat zählen:
Häufiges Augen reiben
häufiges Blinzeln
bevorzugtes Sitzen in den ersten Reihen in der Schule oder bevorzugtes Sitzen näher am Fernseher
häufiges Zusammenkneifen der Augen, um in der Ferne besser zu sehen
häufige Kopfschmerzen
Wie wird eine Kurzsichtigkeit diagnostiziert?
Die Kurzsichtigkeit kann sowohl von einem Optiker als auch von einem Augenarzt diagnostiziert werden. Letztlich müssen hierfür die Brillenwerte ermittelt werden. Es gibt hierbei prinzipiell zwei Methoden, die voneinander zu unterscheiden sind: die subjektive Refraktion und die objektive Refraktion. Bei der objektiven Refraktion wird das Auge an einem Gerät automatisch vermessen. Die Untersuchung dauert weniger als zwei Minuten. Der Nachteil dieser schnellen Untersuchung ist, dass die Werte nicht so genau bestimmt werden wie bei der subjektiven Refraktionsbestimmung.
Bei der subjektiven Refraktion hält der Untersucher der untersuchten Person verschiedene Linsen vor die Augen und fragt nach einer Besserung beziehungsweise Verschlechterung des Seheindrucks je nach Linsenstärke. Da dies mehrfach mit verschiedenen Linsen wiederholt werden muss, dauert die Untersuchung etwa 15 Minuten. Der Vorteil ist jedoch, dass die Ergebnisse den Sehfehler des Patienten akkurater angeben als es mit der objektiven Refraktion möglich ist. Im klinischen Alltag wird meistens nur eine objektive Refraktion durchgeführt, es sei denn eine genaue Refraktionsbestimmung ist notwendig zum Beispiel vor einer Hornhaut-Laseroperation.
Kurzsichtigkeit lasern
Bei einer geringen (bis -2 Dioptrien), mittelgradigen (-2,5 bis -6 Dioptrien) oder geringfügig höhergradigen Kurzsichtigkeit von bis zu -8 Dioptrien wird häufig eine Hornhautlaserkorrektur durchgeführt. Hierfür kommen Oberflächenbehandlung wie zum Beispiel die PRK bei einer Fehlsichtigkeit von bis zu -6 Dioptrien und Verfahren wie LASIK oder ReLEx SMILE von bis zu -8 Dioptrien zum Einsatz. Alternativ ist auch der Einsatz einer zusätzlichen Linse in das Auge, eine so genannte phake IOL (z.B. ICL), eine Option.
Empfehlung Professor Shajari
Besonders bei Patienten mit einer Kurzsichtigkeit über -6 Dioptrien ist eine Linsenoperation in der Regel sinnvoller als eine Laseroperation. Bei Patienten unter 50 Jahren würde man bevorzugt eine zusätzliche Linse in das Auge setzen, bei Personen über 50 Jahren eher einen Linsenaustausch vornehmen.
Kurzsichtigkeit verbessern durch Übungen
Es werden immer wieder Augenübungen vorgestellt, die eine Kurzsichtigkeit behandeln können. Dazu gibt es aber bis heute noch keinen wissenschaftlichen Nachweis. Der Grund dafür ist auch relativ einfach: Um die Kurzsichtigkeit zu behandeln, müsste man die Augenlänge durch Übungen verkürzen. Dies geht nicht.
Für die konservative Behandlung sind Kontaktlinsen oder Brillengläser notwendig. Es werden hierbei sogenannte Zersträuunglinsen (Minusgläser) eingesetzt.
Prävention
Um einer Kurzsichtigkeit vorzubeugen ist es sinnvoll sich im Kindesalter viel im Freien aufzuhalten. Des weiteren sollte es vermieden werden in so jungen Jahren auf Geräten, welche sich in Armlängendistanz oder näher befinden (zum Beispiel Handy oder Tablet) viel zu schauen. Ist das Kind bereits kurzsichtig, so gibt es Studien, die zeigen konnten, dass das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit unter Umständen verringert werden kann. Dies gelang in einer Studie mit Einsatz von Atropin Augentropfen. Atropin ist ein Wirkstoff, das am Auge primär die Pupille erweitert, es wurde aber auch gezeigt, dass es die Progression der Kurzsichtigkeit verlangsamen kann.
In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass auch der Einsatz von Kontaktlinsen bei Kindern hilfreich sein kann, um die Progression der Kurzsichtigkeit zu verringern. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Kinder häufig nicht ausreichend gut mit Kontaktlinsen umgehen können, so dass es hier vermehrt zu Komplikationen wie zum Beispiel schwerwiegenden Hornhautinfektionen kommen kann. Entsprechend muss der Einsatz von Kontaktlinsen sorgfältig abgewogen werden und nur eingesetzt werden, wenn man sich sicher ist, dass das Kind einen adäquaten Umgang mit Kontaktlinsen gewährleisten kann.
Welche Komplikationen können bei einer Kurzsichtigkeit auftreten?
Auch bei einer relativ geringen Kurzsichtigkeit kann ohne weitere Sehhilfe das Leben bereits sehr stark eingeschränkt sein. Bereits bei einer relativ geringen Kurzsichtigkeit von nur -2 Dioptrien sieht man Objekte, die ferner als 50 cm sind unscharf. Entsprechend ist die stärkste Einschränkung bei der Kurzsichtigkeit das Verschwommensehen von Objekten ohne Sehhilfe im Alltag. Auch wenn es mittlerweile Brillen und Kontaktlinsen zur Korrektur der Fehlsichtigkeit gibt, so war fast jede fehlsichtige Person schon mindestens ein Mal in der Situation in der die Sehhilfe nicht mehr benutzt werden konnte - z.B. durch Verschmutzung, Zerbrechen etc. Bei einer hohen Kurzsichtigkeit ist die Person dann in den meisten Fällen auf Hilfe angewiesen.
Eine weitere häufige Beschwerde bei kurzsichtigen Patienten ist das schnelle Ermüden der Augen. Dies ist vor allem häufig bei Personen mit einer geringen Kurzsichtigkeit, welche versuchen diese, ohne weitere Sehhilfe in den Griff zu bekommen, festzustellen.
Wie bereits erwähnt ist die häufigste Ursache für eine Kurzsichtigkeit ein zu langes Auge. Durch das Dehnen von Gewebe aufgrund dieses vermehrten Längenwachstums kann es zunehmend zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Zum Beispiel kann es zu einem Riss in der Netzhaut mit anschließender Netzhautablösung kommen, welche eine schwerwiegende Sehbeeinträchtigung in der Regel zur Folge hat. Auch können krankhafte Gefäße im Bereich der Netzhaut vermehrt Flüssigkeit freisetzen, welches anschließend zur Degeneration der Netzhaut und starken Sehbeeinträchtigung führen kann (sogenannte myope Choroidale Neovaskularisation).
Des weiteren ist eine Kurzsichtigkeit vermehrt mit dem grünen Star als auch dem grauen Star vergesellschaftet.
Erwähnenswert ist auch die finanzielle Mehrbelastung durch die Kurzsichtigkeit. Die betroffenen Personen brauchen im Laufe des Lebens häufig mehrere Brillen beziehungsweise regelmäßig neue Kontaktlinsen. Alternativ kann die Kurzsichtigkeit mittels eines refraktiven Eingriff wie zum Beispiel der LASIK bei vielen Personen behandelt werden.